Vom Hundetraum zum Traumhund

Eigentlich wollte ich einen Siberian Husky, da ich gerne Mountain Bike fahre und mir der Husky durch seine Lauffreudigkeit ein idealer Partner zu sein schien. Ich wusste nicht viel über diese Hunderasse, deshalb besorgte ich mir reichlich Fachliteratur.

In dem ersten Fachbuch, das ich erwarb, widmete der Autor dem Akita Inu ein eigenes Kapitel. Von Beginn der Lektüre zog mich der Akita, ob seiner kulturellen Vergangenheit und im Besonderen seiner rassespezifischen Eigenschaften, in seinen Bann.

Aber der Wunsch nach einem Husky war noch stärker. Mit jedem Buch, das ich verschlang, lernte ich mehr über diese Hunderasse. Ich erkannte, dass ein Husky wohl doch nicht der richtige Hund für uns ist.

Zumal meine Frau einen Hund wollte, der sie und den Hausstand bewacht, während ich Nachtdienst habe. Immer wieder nahm ich dieses Buch und las endlose Male in dem Kapitel über den Akita.

Was für ein Hund!

Aber Informationen über Akitas waren so gut wie keine zu bekommen. Ich verbrachte einige Zeit in Büchereien, leider ohne Ergebnis. Ich bekam auch zu hören, dass diese Hunde überhaupt nicht aus Japan ausgeführt würden, oder dass der Akita ein Kampfhund sei. Quasi ein unerziehbares Monstrum, das sich nicht führen ließe. Es gab Momente, da war ich vollkommen frustriert. Ich fragte mich, ob ich mich da nicht in eine Idee verrannt hatte, die nicht umzusetzen ist.

Bis ich eines Tages in der Fußgängerzone einer benachbarten Kleinstadt einen Mann sah mit… ja es waren wirklich zwei Akita. Ein Rüde und eine Hündin. Dieser Mann war weder in einen Harnisch gepackt, noch führte er eine Mistgabel mit sich, um die Hunde im Zaum zu halten. Diesen Müll habe ich mir sowieso nie wirklich andrehen lassen. „Akitas“ rief ich begeistert aus. Meine Frau sah mich verwundert an – vielleicht glaubte sie auch, dass ich langsam infolge einer fixen Idee anfange zu haluzinieren. Mir war’s in diesem Moment Jacke wie Hose, was meine Umwelt von mir hält. Ich war meinem Ziel so nahe…. und doch so fern. Ich musste mich erst mal an einer Menschentraube vorbeimanövrieren. Währendessen hatte besagter Herr schon seine Hunde im Kofferraum des Wagens verstaut und saß seinerseits bereit zur Abfahrt in demselben. Zwanzig Meter – nur zwanzig Meter trennten mich davon meinem Traum etwas näher zu rücken. Aber wenn du denkst, du hast das Glück – schon zieht das Biest die Hand zurück… ! Wagen, Akitas und meine vermeintliche Informationsquelle fuhren los. Ich stand in der Fußgängerzone, die Hand noch leicht erhoben und sah einer Chance nach, die vertan war.

Was ich mir mitnehmen konnte war, dass ich mit eigenen Augen sah, dass die Hunde sich sozial absolut unauffällig benahmen. Es gab also doch Akitas bei uns in Deutschland.

Ich schöpfte wieder Hoffnung.

Da ich sehr stur sein kann, hielt ich an meinem Traum fest.

Jetzt erst recht!

Eine Änderung dieser Situation brachte dann die Anschaffung eines Computers nebst Internetzugang. Jetzt konnte ich mich direkt aus dem Web mit einer Fülle von Informationen versorgen. Tagelang druckte ich alles Mögliche aus (ich drucke heute noch). Alles, was ich auftreiben konnte. Ich legte mir einen Ordner mit Infos zur Rasse, verschiedenen Züchtern und was weiß ich nicht noch alles an. Dieser eine Ordner war bald überfordert, – aus ihm wurden mehrere.

So lernte ich Rassen- u. Geschlechterspezifische Besonderheiten des Akita kennen.

Ich lernte einiges über beide Zuchtvarietäten

Wir suchten einen großen Hund, der gut mit uns und unseren vier Katzen in Haus und Garten leben könnte. Er sollte wachsam sein, ein nicht übertriebenes Laufpensum sollte ihm ausreichen und er sollte Spaß an der Bewegung in freier Natur mitbringen können, da ich ein Outdoor-Freak bin. Ich bin fasziniert von nordischen Rassen und ein sich ins Schema „europäischer Gebrauchshund“ Einzuordnender kam für mich nicht in Frage. Ich bin fasziniert von den charakterlichen Eigenschaften von Katzen, mit denen ich auch gut zurecht komme.

Der Akita erschien mir aufgrund seines Charakters als „die Katze unter den Hunden“.

Ein weiterer Grund, warum ich mich für einen Akita entschied: Mir gefielen Schwarzmasken und die Pinto-Zeichnung ganz besonders. Ich entschied mich für den damals noch amerikanischen Standart.
Ich wandte mich an die damalige Welpenvermittlung des Akita Inu Club im DRV e.V. Von dort bekam ich mitgeteilt, dass zur Zeit keiner der Züchter einen Wurf plant. Wir ließen uns aber als Welpeninteressenten vormerken. Ich hatte also genügend Zeit um alle erforderlichen Modalitäten an meinem Arbeitsplatz zu regeln, damit ich auch genügend Zeit in die Sozialisierung und Ausbildung unseres neuen Familienmitgliedes investieren konnte.
Ich erstellte ein Sozialisationsprogramm für einen Hund, an den ich ja eigentlich noch nicht mal zu denken brauchte. Aber egal – ich wollte vorbereitet sein. Ferner deckte ich mich mit Fachliteratur über Hundeerziehung ein. Ich wollte einfach ALLES ANDERS und vieles besser machen.

Ich hatte seit meinen Examensvorbereitungen nicht mehr so exzessmäßig gebüffelt.

Irgendwie half mir das auch über die Zeit hinweg, in der ich noch warten musste, bis ich wieder von der Welpenvermittlung hörte.
Dies war dann kurz vor Weihnachten 01. der Fall. Ich erfuhr, dass im Frühjahr bzw. Sommer 02. , zwei Züchter im AAC Würfe planen. Man übermittelte mir deren Adressen und ich hatte Gelegenheit schon mal auf den HP’s der Züchter reinzuschnuppern. Die Akitas des einen Züchters waren Schwarzmasken, zu dem lebt seine Familie auch mit Katzen zusammen. Eine Grundvoraussetzung für unseren Aki war, dass er katzenverträglich sein sollte. Wobei ich da größere Bedenken bei den Katzen hatte, dass sie hundeverträglich sein würden. Wir hatten in dieser Beziehung natürlich vorgearbeitet, soweit es in unserem Einflussbereich lag, trugen wir Sorge dafür, dass die Katzen keine schlechten Erfahrungen mit Hunden machten. Wir hatten also eine Chance Katzen und Hund aneinander zu gewöhnen (dies predigte ich gebetsmühlenartig immer wieder meiner Frau). Ich möchte ehrlich sein, obwohl ich davon überzeugt war, dass es gelingen könnte, befielen mich auch immer wieder Zweifel.

Wir vereinbarten mit dem Züchter unserer Wahl einen Kennenlerntermin. Als meine Frau und ich dann vor dem Grundstück unseres Züchters warteten, kamen die Hunde auf uns zu gerannt. Ich sah nun zum ersten Mal einen Akita so richtig aus der Nähe. Ihr phantastisches Gangwerk, ihre Stimme, mit der sie ihrem Herrn die Ankunft von Fremden verlautbarten. Die Größe, die Selbstsicherheit, mit der sie uns gegenüber traten. Ich war überwältigt von dieser Pracht und Herrlichkeit mit der uns diese beiden Tiere begegneten. Besonders der Rüde strahlte eine in sich ruhende Gelassenheit aus die signalisierte, ich bin Gojo Son, mir kann keiner… Ich war von ihm beeindruckt – nein ich war überwältigt. Niemals zuvor hatte ich einen derart stolzen und von sich selst überzeugten Hund kennen gelernt.

Dann kam unser Züchter begrüßte uns und sagte, dass wir die beiden Akita vorerst mal noch nicht streicheln sollten, sie müssten erst sicher sein, dass wir auch erwünscht wären. Gojo interessierte sich scheinbar nicht mehr für uns, ich beobachtete aber, dass er sich immer in unmittelbarer Nähe seines Herrn aufhielt, uns immer, wenn auch unauffällig, im Auge behaltend. Star hatte wohl ein Problem mit mir, sie knurrte mich an und zeigte mir alles, was ihr an „Bürste“ zur Verfügung stand. Im Wohnzimmer angekommen legten sich beide Hunde links und rechts von ihrem Herrn auf den Fußboden und dösten. Mit meiner Frau hatte Star kein Problem, sie durfte Star streicheln und mit ihr schmusen, was stark an meinem Ego kratzte (verdammt- ich komme gut mit Tieren aus – in der Regel..).

In einem mehrstündigen Gespräch verstand es unser Züchter uns für den Akita zu begeistern und uns alles Wissenswerte zu vermitteln. Unaufgefordert bekamen wir Röntgenberichte, Augenuntersuchungsberichte und die Beurteilungen der Zuchttauglichkeitsprüfungen vorgelegt. Der Fairness halber erwähnte unser Züchter noch, dass ein Kollege ebenfalls im Frühjahr einen Wurf plant, er wollte uns sogar die Telefonnummer geben.

Bei der Verabschiedung erzählten unser Züchter und ich noch miteinander, Gojo lief neben seinem Herrn her, mich immer im Auge behaltend. Wenn ich die Distanz zu seinem Herrn unterschritt, drückte Gojo mich etwas weiter von seinem Herrn weg. Dies geschah ganz unauffällig. Ich war noch stärker beeindruckt. Die Bindung von beiden schien eine ganz eigene Qualität aufzuweisen.
Wir sagten unserem Züchter zu, dass wir einem seiner Welpen ein Zuhause schenken möchten. Wir waren an zweiter Stelle als Rüdeninteressenten.

Jetzt hieß es warten…..