Diesen Artikel schrieb Frau Gianna Bösch im American Akita Fach Forum.

Mit freundlicher Genehmigung von Frau Gianna Bösch wird dieser Artikel für DAS American Akita Kompetenz Zentrum zur Veröffentlichung freigestellt.

 

Hallo zusammen,

 

ich möchte mich und meinen American Akita „Koda“, gerne etwas genauer vorstellen und ein bisschen unsere gemeinsame Geschichte erzählen.

Nun ja, ehrlich gesagt, ist es noch kein langer Zeitraum, denn es fing erst ca. Ende Februar an, aber lest selbst 😉

Ich hatte mein ganzes Leben Tiere um mich rum und immer eine besondere Verbindung zu ihnen, egal welcher Gattung sie angehörten. Zu meinem Glück konnte ich auch immer viele Tiere mein Eigen nennen. Natürlich durften Hunde nie fehlen. Meine Familie hat die Hundehaltung damals mit einem Neufundländer angefangen, danach folgten Pyrenäenberghunde und zum Schluss hatten wir Silva. Er war ein Mix aus Chow-Chow und Hovawart und ich hatte ihn vor einigen Jahren aus schlechter Haltung geholt. Silva musste ich 2020 einschläfern lassen.

Als ich dann im Sommer 2021 meinen letzten Skunk habe gehen lassen müssen, brauchte ich erstmal einige Zeit um mich von dem Verlust zu erholen, aber es war klar, ohne Tiere geht es nicht.

Seit Ende 2021 habe ich dann immer mal wieder bei diversen Tierheimen auf der Homepage geschaut, aber keine Anstalten gemacht mich für ein Tier zu entscheiden.

Ende Februar sah ich dann diesen stolzen Akita und es war um mich geschehen. Allerdings waren die Zweifel größer als der Mut und ich habe das Tierheim nicht angeschrieben.

Wochenlang ging er mir nicht aus dem Kopf und Mitte März wurde er mir bei der Facebook-Seite von Tiere-suchen-ein-Zuhause angezeigt. Das war für mich ein eindeutiges Zeichen und ich habe mich auf ihn beworben. Zu der Zeit hieß er noch „Milka“.

Danach startete ich damit, im Internet nach möglichst vielen Infos zu der Rasse zu suchen und landete auf Math’s Seite. Das Forum war zu der Zeit geschlossen und ich habe ihn kontaktiert, mit dem Hinweis, dass ich zwar keine Erfahrung mit der Rasse habe, mich aber auf einen Aki beworben habe. Die Antwort kam am nächsten Tag. Sie war sehr ausführlich und endete mit dem Satz: „Was würden Sie sagen, wenn ich einen American Akita für Sie wüsste?“. Ich dachte erst, ok, super, aber ich habe mich ja schon auf einen beworben. Dennoch war die Neugierde größer und ich wusste ja auch gar nicht, ob es mit „Milka“ klappen würde. Ich frug also welcher Aki ihm denn vorschwebt. Naja, ihr ahnt es vielleicht schon: Es war „Milka“! Zu dem Zeitpunkt war mir schon klar, dass es ja kein Zufall sein kann, denn die gibt es ja bekanntlich auch nicht.

Es hat eine lange Woche gedauert, bis ich endlich einen Anruf von dem Tierheim erhalten und die ersten Infos über „Milka“ sammeln konnte. Ich erfuhr, dass er gefunden wurde, sein Alter auf 1-2 Jahre geschätzt wird, er eine starke Ohrenentzündung hat, hochgradig Arthrose in beiden Ellenbogen sowie anfänglich in der Hüfte. Anfassen lässt er sich nur bedingt, kämmen, medizinisch behandeln etc. ist gar nicht möglich ohne Maulkorb oder Narkose. Tja, ich dachte nur: Oha. Das ist heftig, aber ich schob die Zweifel schnell wieder zur Seite, weil irgendwas mir sagte, dass es der richtige Weg ist an ihm dranzubleiben.

Ende März dann das 1. Treffen. Ich fuhr 1 Stunde, meldete mich an und nach wenigen Minuten wurde er von einer Pflegerin rausgebracht. Er trug einen Trichter, war frisch kastriert und hatte ein Langzeitantibiotika wegen seiner Ohrenentzündung erhalten.

Die Pflegerin sagte mir, dass er recht gemütlich läuft und wann ich etwa zurück sein sollte, drückte ihn mir dann einfach in die Hand: „Viel Spaß und bis später.“. Keinen Hinweis zu seinem Verhalten bei Hundebegegnungen etc. ich war erstaunt, da ich davon ausgegangen bin, dass man mich bei der ersten Runde begleitet um sich auch ein Bild von mir machen zu können. Aber was wusste ich schon, denn es war das erste Tier, welches ich aus dem Tierheim adoptieren wollte.

Er lief recht staksig und langsam, kam aber nach kurzem Zögern mit. Nach ein paar Metern, kamen uns die ersten Gassi-Gänger mit 2 Rüden entgegen. „Milka“ legte sich unverzüglich hin, fixierte die Beiden und ließ sich keinen mm mehr bewegen. Die Gassigänger nahmen einen großen Bogen und „Milka“ sprang auf die Rüden zu. Ich konnte ihn halten und irgendwie weiterziehen. Später habe ich dann von Math erfahren, dass es eine typische „Überfallandrohung“ war und man mich darauf hätte vorbereiten müssen, an Stelle des Tierheimes. Da es auch zu einem sehr kritischen Ergebnis hätte führen können.

Der erste Schreck war schnell vorbei und wir gingen eine Runde. Ich ließ uns Zeit, fasste ihn nicht an und agierte erstmal nur wenig mit Kommandos, belohnte ihn aber dennoch zwischendurch. Leckerlies nahm er ohne Zögern von mir an. Je länger der Spaziergang dauerte, desto entspannter wurde er. Nach einer guten Stunde war das Treffen vorbei und ich brachte ihn zurück. Er schaute nochmal kurz zu mir und wurde dann wieder durch das Tor geführt. Zutritt zu den Zwingern hatte ich aufgrund von Corona nicht.

In der darauffolgenden Woche hatte ich 2 Treffen mit ihm. Freitags bin ich dann also nach Feierabend hingefahren, und konnte noch etwa 1 Stunde mit ihm gehen, bevor das Tierheim schließt. Im Anschluss frug ich dann die Pflegerin (es war eine andere als beim vorigen Mal), wie so der weitere Ablauf ist, wie es mit den Medikamenten ist und ob ich auch mal ein paar Stunden mitnehmen könnte. Da habe ich dann erfahren, dass mit ihm noch kein Maulkorb-Training gemacht wurde und sie nicht wissen, wie er sich beim Ein -und Aussteigen ins bzw. aus dem Auto verhält. Ich habe dann gesagt, dass ich es mit ihm über und keinen Maulkorb dazu brauche. War vielleicht naiv, aber ich hatte ja nicht vor ihn zu etwas zu zwingen oder ihn reinzuheben. Er sollte das Tempo selbst entscheiden, egal in welcher Hinsicht.

Er schien mir von Mal zu Mal mehr zu vertrauen und ich fuhr immer wieder hin um mit ihm spazieren zu gehen. Leider ohne, dass seitens des Tierheims mal eine klare Info kam, wo ich aktuell stehe und wie die Chancen sind den Dicken adoptieren zu können. Es hieß immer nur, ich wäre die Einzige Interessentin die übrig ist. Aber mehr kam nicht. Ich stand die ganze Zeit mit Math in Verbindung und er bot mir dann an, sich einzuklinken. Nach meinem 3. Besuch hatte ich dem Ganzen dann zugestimmt, weil ich auch langsam ein komisches Gefühl bekam und mich eher als „Gassigänger“ anstatt Interessentin fühlte, zumal ich auch nicht die Chance hatte, mal wirklich Gespräche mit den Pflegern zu führen. Alles nur sehr knapp getaktet, Hund raus geben, Hund zurück nehmen und das frustrierte mich langsam. Zu der Zeit war ich schon knapp 500km gefahren und hatte 6 Stunden im Auto verbracht, nur um mit ihm spazieren zu gehen.

An dem Tag, wo ich das 4. Mal hinfuhr, erreichte Math endlich jemanden im Tierheim und ließ sich mit einer der Vorsitzenden verbinden. Die er auf seine eigene Art darauf aufmerksam machte, wer er ist und was sie da grade für einen Mist verzapfen mit „Milka“ und mir.

Während des Gesprächs war ich schon mit „Milka“ unterwegs. Ich schaffte es an dem Nachmittag auch, dass er von alleine bei mir ins Auto sprang. Wir hatten immer mal wieder geübt und das war der erste große Erfolg den wir Beide vorzuweisen hatten.

Als ich ihn zurückbringen wollte, wurde ich zum Gespräch gebeten, mit Math’s Anruf konfrontiert und ich hatte die Möglichkeit endlich mal los zu werden, was mir die ganze Zeit schon auf der Seele brannte. Es war ein langes Gespräch, wo sich dann auch bei mir entschuldigt wurde und dass die Umstände ja so gar nicht klar gewesen wären etc. pp… Ende vom Lied war, dass mir mündlich zugesagt wurde, dass ich „Milka“ zum Probewohnen abholen kann und einer Adoption, falls alles glatt läuft, nichts im Wege steht, und das wohl schon lange nicht, da man ja gemerkt hat, wie groß mein Interesse ist und dass es scheinbar zwischen uns klappt.

3 Tage später habe ich KODA, den Namen hatte ich schon im Kopf, als ich ihn das erste Mal gesehen habe, dann abgeholt.

An dem Morgen hatte er noch keine Schmerzmittel bekommen, man merkte ihm seine Schmerzen an und er wollte nicht ins Auto springen. Mit viel Geduld und Leckerchen war es nach einer halben Stunde doch geschafft und wir konnten nach Hause fahren. Die Fahrt war super, er war ruhig und lag die meiste Zeit. In der Wohnung war es ganz komisch, als hätte jemand einen Schalter bei ihm umgelegt. Er forderte mich zum Spielen auf und war trotz Schmerzen gut drauf. Das war sehr emotional für mich und spätestens da war klar: „Er bleibt, komme was wolle!“

Dass er mir schon enorm vertraute, zeigte er auch indem ich mit ihm all die Dinge machen konnte, die laut Tierheim nicht ohne Maulkorb oder Narkose klappten: Ich kämmte ihn, er ließ sich überall am Körper anfassen, ich konnte ihm ans Gebiss fassen und die Ohren säubern, Anfangs natürlich immer nur in kleinen Einheiten, aber es klappte ohne Probleme. Morgens, wenn ich aufstand, wurde ich überschwänglich mit ganzem Körpereinsatz inklusive Fang begrüßt, war ich nur ein paar Minuten weg, das selbe Spektakel (beides hat sich übrigens bis heute nicht geändert).

Nach 2 Wochen kam dann der erste kleine Rückschritt, Koda hatte von jetzt auf gleich Angst vor allen möglichen Dingen, Schildern, Mülltonnen, Fahnenmasten, Ampeln, die Trigger änderten sich zwischendurch oder wurden stärker/schwächer, aber es ging so weit, dass er zeitweise gar nicht mehr aus dem Haus wollte und ich ihn nur noch in den Garten lassen konnte. Irgendetwas hat wohl verdrängte Traumata an die Oberfläche geholt und aus diesem stattlichen Kerl ein ängstliches, teils panisches Wesen gemacht. Der Garten und die Wohnung waren unverändert seine Sicherheitszone und problemlos.

Mein Tierarzt hat ihm dann ein Vitaminpräparat verschrieben um seine Neurotransmitter zu unterstützen und diese wieder mehr ins Gleichgewicht zu bringen, wenn die Angst ihn überkommt. Step by Step konnten wir über viele Wochen wieder Erfolge sammeln und einen Großteil der Angst-Auslöser neutralisieren oder zumindest abmindern. Es sind wieder reguläre Spaziergänge möglich, ohne dass wir einen Spießrutenlauf und etliche Umwege machen müssen, weil er plötzlich Angst hat, blockiert und nicht mehr weiter gehen will.

Hunde-Begegnungen waren seit Anfang an sehr schwierig. Er fixierte jeden, besonders kleine Exemplare, bei manchen Rüden ist er regelrecht durchgedreht und schnappte dann auch um sich weil er hin wollte. Ich habe Gott sei Dank die komplette Ausstattung an Leinen von Math und konnte ihn so bisher in jeder Situation sicher halten und er hatte keine Chance sich loszureißen. Besonders der Kurzführer hat sich bereits beim ersten Einsatz bezahlt gemacht. Das Teil ist absolut Gold wert.

Inzwischen haben wir auch bei diesem Thema große Fortschritte gemacht und ich habe für mich auch einen Weg gefunden, wie wir andere Hunde sicher passieren können, zumindest solange sie nicht unkontrolliert freilaufen oder Koda’s „Hass-Exemplaren“ angehören.

Klar wir haben immer noch etliche Baustellen und es kommen wahrscheinlich mit der Zeit auch immer mal wieder neue dazu. Aber das ist ok und auch gut so.

Wir wachsen immer mehr zusammen und ich bin sehr stolz auf ihn und auch ein bisschen auf mich 😊

Nach fast 3 Monaten sehe ich zurück und denke mir: Du hast die richtige Entscheidung getroffen! Um nichts in der Welt gebe ich mein 52 kg-Überraschungsei wieder her!

@ Math, auch auf diesem Wege: Danke für deine unentwegte Unterstützung, deine Tipps, Ratschläge und dein Vertrauen in mich, besonders dann wenn es mir abhanden gekommen ist.

 

Alles Liebe von Koda und mir.

 

Autorin:

Gianna Bösch

Redakteurin für DAS American Akita Kompetenz Zentrum